Ein Literarischer Atlas Europas » Anneka Weber http://www.literaturatlas.eu results and insigths of an interdisciplinary atlas project beween humanities and cartographers Wed, 25 Mar 2015 16:06:52 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Träume, Sehnsüchte, Erinnerungen - über die Darstellung der Dimensionen projizierter Orte in Fiktionen http://www.literaturatlas.eu/2014/01/09/traume-sehnsuchte-erinnerungen-uber-die-darstellung-der-dimensionen-projizierter-orte-in-fiktionen/ http://www.literaturatlas.eu/2014/01/09/traume-sehnsuchte-erinnerungen-uber-die-darstellung-der-dimensionen-projizierter-orte-in-fiktionen/#comments Thu, 09 Jan 2014 11:51:33 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=2520 Barbara Piatti, Anne-Kathrin Reuschel
Dreams, Longings, Memories - Visualising the Dimension of Projected Spaces in Fiction (Originaltitel: Träume, Sehnsüchte, Erinnerungen - über die Darstellung der Dimensionen projizierter Orte in Fiktionen)

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Abstract: In fictional, narrated worlds (literature, movies, graphic novels etc.) so-called projected spaces can play an important role. They have different qualities than settings, since they are created and called up via the imagination of the protagonists: Heros and heroines in novels are dreaming of, longing for or remembering places, both existing and imaginary ones. Projected spaces are introduced here as part of a genuine geography of fiction and hence subject to the currently dynamically developing field of mapping literature (also summarised under the term of 'literary cartography'). The paper delivers first examples and some basic theoretical thoughts, before it moves on to the presentation of a set of newly designed map symbols for this specific spatial category. What can cartography add to a deeper understanding of projected spaces? The paper concludes with an outlook to a future research agenda.

Für weitere interessante Informationen und Forschungsergebnisse sei auf folgende Artikel hingewiesen: → ein Wissenschaftsblog über projizierte Orte und → Erinnerungen, Träume, Sehnsüchte am Beispiel Prag

Piatti, Barbara; Reuschel, Anne-Kathrin und Hurni, Lorenz (2013) : Dreams, Longings, Memories - Visualising the Dimension of Projected Spaces in Fiction. In: In: Proceedings of the 26th International Cartographic Conference, Dresden, Deutschland 2013 → Download

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Ein Literarischer Atlas Europas (Poster) http://www.literaturatlas.eu/2012/03/23/ein-literarischer-atlas-europas-poster/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/23/ein-literarischer-atlas-europas-poster/#comments Fri, 23 Mar 2012 15:31:34 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=1600 Anne-Kathrin Reuschel
Ein literarischer Atlas Europas. Mit interaktiven Werkzeugen die Geographie der Fiktion visualisieren und analysieren (Originaltitel: A Literary Atlas of Europe. Mapping and Analysing the Geography of Fiction with Interactive Tools)

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In Zusammenhang mit der Präsentation von Anne-Kathrin Reuschels laufender Doktorarbeit, die sich mit den technischen und kartographischen Umsetzungen des »Literarischen Atlas Europa« beschäftigt, ist im März 2012 ein Poster entstanden, das die Arbeit am Atlas-Projekt kurz zusammenfasst. Es beschäftigt sich vor allem mit der Datenmodellierung und Erfassung bis hin zur Visualisierung der einzelnen Objekte des literarischen Raumes. Etwas ausführlichere Beschreibungen können auch unter den Seiten Datenmodell, Datenerfassung und Einzelobjektkarten nachgelesen werde.

Das Poster (in englischer Sprache) stellen wir hier zum Download zur Verfügung.

Zusammenfassung: Alles beginnt mit den vermeintlich einfachen Fragen: Wo spielt Literatur und weshalb spielt sie dort? Das sich gegenwärtig neu formierende, dynamische Forschungsfeld der Literaturgeographie setzt sich zum Ziel, komplexe Überlagerungen von realen und fiktionalen Geographien sichtbar zu machen, um komplexe räumliche Analysen durchzuführen. Das beinhaltet (diachrone) Fiktionalisierungsprozesse, Wechselwirkungen zwischen Fiktion und Realität und nicht zuletzt auch Zusammenhänge zwischen Naturereignissen oder geschichtlichen / politischen Ereignissen und der  Quantität und Qualität literarischer Räume. Was bislang fehlte, war der «common ground» in Form einer konzisen, übertragbaren Methode, mit der die fiktionale Geographie beschrieben werden kann. Und ein Datenmodell, welches in der Lage ist, die besonderen Eigenschaften des fiktionalen Raumes wiederzugeben. Der «Literarische Altas Europas» soll eine Arbeitsumgebung für Literarurwissenschaftler abgeben, die eine literaturgeographische Analyse in einem System ermöglicht. Durch Kombination sämtlicher Daten, automatischer adäquater Visualisierung von einzelnen Objekten, Berechnung von statistischen Oberflächen und komplexen GIS-Untersuchungen.

Literary Atlas of Europe (POSTER preview)

Ein Literarischer Atlas Europas (POSTER Vorschau)

→ Download POSTER [2.8MB]

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Räumliche Ungenauigkeit in Fiktionen http://www.literaturatlas.eu/2012/03/03/spatial-uncertainty-in-fiction/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/03/spatial-uncertainty-in-fiction/#comments Sat, 03 Mar 2012 11:44:15 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=99 Anne-Kathrin Reuschel
Literatur kartieren: Über die Visualisierung räumlicher Ungenauigkeit in Fiktionen (Originaltitel: Mapping Literature: Visualisation of Spatial Uncertainty in Fiction)

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Abstract: The interdisciplinary project 'A Literary Atlas of Europe' aims to develop an interactive atlas as a research tool for spatial analysis of literature. The central questions of where do stories take place and what interactions exist between literary spaces and the real space are answered by means of cartographical visualisation. This paper provides an overview of an extensive systematic evaluation of the literary space and proposes a practical implementation of literary spatial data into a database. In this process, specific properties of literary spaces are identified: the narrated spaces are fragmentary; they have vague boundaries and are often hard to localize, if at all. Furthermore, they can be transformed and remodelled by the author and can be linked to any time period. Considering these properties of fictional data, it becomes clear that visualisation of inherent uncertainty is necessary. The main challenge of this research is developing appropriate visualisation methods that visually satisfy those above-mentioned inherent rules of individual literary places. Therefore, visualisation methods for several specific properties are suggested and subsequently implemented to allow automatic map generation.

Reuschel, Anne-Kathrin (2011); Hurni, Lorenz : Mapping Literature: Visualisation of Spatial Uncertainty in Fiction. In: The Cartographic Journal, Volume 48, Number 4, November 2011, pp. 293-308. → Download

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Alle Wege führen nach Prag http://www.literaturatlas.eu/2012/02/25/all-roads-lead-to-prague/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/25/all-roads-lead-to-prague/#comments Sat, 25 Feb 2012 08:05:55 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=863  

'Visualisierungsentwicklung von Figurenwegen in literarischen Texten'

 von Anneka Reuschel

Ausgangssituation

Ein zentrales Element des literarischen Raumes sind die Wege. Durch den Weg, den eine Figur im Text beschreitet werden Schauplätze, Projizierte Räume und auch Handlungszonen miteinander verbunden. Dabei stellt das Nachvollziehen eines Weges die grösste Herausforderung dar: nicht selten erscheinen die Figuren aus dem 'Irgendwo' oder verlieren sich am Ende ins Unbestimmte und auch der Wegverlauf zwischen den beschriebenen Räumen ist oft nicht eindeutig.

Vorüberlegungen

Aus diesem Grund wird bei der Eingabe von Wegpunkten unterschieden zwischen solchen, die direkt im Text genannt sind (textimmanent), solchen die plausibel sind (z.B. der Weg wird mit einem Schiff zurückgelegt, also muss er über das Wasser gehen) und interpretierten Punkten, die einen genaueren Weg zeigen, als dem Text tatsächlich zu entnehmen ist. Bei der Darstellung der Wege soll man zwischen verschiedenen Modi wählen können:

  • Schematisierte Wege: Flugroutenähnliche Wege, bei denen nur die Wegpunkte für den Verlauf des Weges genutzt werden, die direkt (explizit) aus dem Text zu entnehmen sind.
  • Interpretierte Wege: Ein detaillierter, interpretierter Wegverlauf, bestehend aus interpretierten, plausibilisierten und textimmanenten Wegpunkten.
 Visuelle Umsetzung 

Bei den schematisierten Wegen werden die direkt aus dem Text beschriebenen Orte direkt miteinander verbunden. Dabei wird farblich unterschieden ob es sich um einen projizierten Weg im Gedächnis der Figur handelt, oder um einen Weg mit Schauplatzcharakter. Dies geschieht analog zu der Farbklassierung welche für Schauplätze und Projizierte Räume bestimmt wurde. Um den skizzenhaften und keinesfalls präzisen Verlauf des gezeigten Weges Ausdruck zu verleihen wurde ein Gausscher Unschärfeverlauf auf die Wegsegmente angewendet: ein radialer Verlauf bei den Wegpunkten und ein linearer Verlauf orthogonal verlaufend zu jedem einzelnen Wegsegment.

Wählt man den interpretierten Wegverlauf, erscheint dieser durch interpretierte und plausibilisierte Wegpunkten wesentlich differenzierter. Die hinzugefügten Punkte soll der Kartenleser allerdings eher als eine Möglichkeit interpretieren, für die sich der Textinterpreter entschieden hat. Es wurde versucht, die Darstellung des Wegverlaufes weiterhin als 'nicht gesichert' zu zeigen. Die Transparenz nimmt deshalb mit zunehmender Entfernung zum Wegpunkt ab. Ist der Abstand zwischen den Punkten sehr gross, erscheint nur noch ein kleiner Pfeil zwischen den Punkten und weist die Richtung zum nächsten Wegpunkt. So wird sichergestellt, dass der Kartenleser der nur teilweise beschriebenen Wegstrecke folgen kann. Sind Anfangs- oder Endpunkt unbekannt und der Weg verläuft ab einem bestimmten Punkt ins Ungewisse, wurde die Idee eines sich auffächernden Kreisringes skizziert. Zusätzliche Informationen, wie z.B. der Name der Figur welche den Weg beschreitet, können über ein 'šmouse-event' abgerufen werden.  Vergleiche dazu Abb. 1.

Abb. 1: Visualisierung unpraeziser Wegverlaeufe

Abb. 1: Visualisierung unpräziser Wegverläufe

Entwicklung

Einige Vorstufen der Wegevisualisierung wurden im Folgenden zusammengetragen. Vor der Idee der zwei Darstellungsmodi wurden Wege mit unterschiedlichen Linienstilen und Bezierkurven getestet, um zu verdeutlichen, dass keine eindeutigen Wegverläufe gezeigt werden (Abb 2). Diese Linien suggerierten in einer  durchgeführten Umfrage allerdings eher Fluglinien und wurden wieder verworfen. Die Idee der transparent werdenden Linie bei zunehmender Entfernung zum beschriebenen Schauplatz, begann mit Skizzen ähnlich wie in Abb. 3. Anfangs wurde die zunehmende Unsicherheit noch an die Strichstärke der Linie gekoppelt.

Abb. 2: Erste Visualisierungsskizzen fuer unpraezise Wegverlaeufe

Abb. 2: Erste Visualisierungsskizzen für unpräzise Wegverläufe

Abb. 3: Visualisierungskizze - Unsicherheit gekoppelt an die Strichstaerke

Abb. 3: Visualisierungskizze - Unsicherheit gekoppelt an die Strichstärke

Ungelöste Probleme

Darüberhinaus gibt es im Zusammenhang mit Wegen eine Reihe weiterer spannender, visuell noch zu lösender Sachverhalte. Figurenwege können zeitlich unterbrochen sein oder der Weg einer Figurengruppe trennt sich in verschiedene Richtungen. Auch Hin- und Rückwege sind visuell eine Herausforderung.

GIS Analyse

Um eine Aussage von der Figurenbewegung ausgehend von den zwei Modellregionen Prag und Nordfriesland zu treffen, wurde eine GIS-Analyse realisiert. Der Analyse lagen 77 Prager Texte und 120 Texte aus Nordfriesland zugrunde. In Abb. 4 wurden die Figurenbewegungen beider Modellregionen gegenübergestellt. Schon auf den ersten Blick erkennbar ist die viel grössere Verbreitung von Figuren aus den Prager Texten. In Abb. 5 und 6 wurde das Bewegungsmuster weiter differenziert, so dass nun auch Richtungen erkennbar sind. Im Fall von Prag kann man ein regelrechtes globales Wegefeuerwerk ausmachen. Figuren aus Texten der Modellregion Nordfriesland hingegen bewegen eher verhalten, und wenn sie auf Reisen gehen, nutzen sie in den meisten Fällen das Schiff.

Abb. 4: Figurenbewegungen aller Texte der Modellregion Prag (schwarz), und Modellregion Nordfriesland (gruen)

Abb. 4: Figurenbewegungen aller Texte der Modellregion Prag (schwarz), und Modellregion Nordfriesland (grün)

Abb. 5: Figurenbewegungen der Modellregion Nordfriesland, klassiert nach Verlauf

Abb. 5: Figurenbewegungen der Modellregion Nordfriesland, klassiert nach Verlauf

Abb. 6: Figurenbewegungen der Modellregion Prag, klassiert nach Verlauf

Abb. 6: Figurenbewegungen der Modellregion Prag, klassiert nach Verlauf

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Statistiken mit Pseudo-3D-Effekten http://www.literaturatlas.eu/2012/02/10/statistische-oberflachen-mit-pseudo-3d-effekten/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/10/statistische-oberflachen-mit-pseudo-3d-effekten/#comments Fri, 10 Feb 2012 14:48:46 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=2188 Statistische Berechnungen auf Grundlage von Polygonen/ Linien / Punkten, welche in einer räumlichen Datenbank vorliegen

von Anne-Kathrin Reuschel und Hans-Rudolf Bär

Statistische Darstellungen werden benötigt, um eine grosse Anzahl von Objekten darzustellen, welche zudem noch starke Ballungen aufweisen, denn die Lesbarkeit der Karten ist ab einer gewissen Dichte der Objekte nicht mehr gegeben. Statistische Ansätze versuchen, sich von der Darstellung von einzelnen Objekten zu lösen. Die Frage, wo welche Schauplätze aus einzelnen Texten zu finden sind, tritt in den Hintergrund zu Gunsten der übergeordneten Frage nach der »Dichte« des literarischen Raumes, die sich typischerweise aus einer grösseren Anzahl von Schauplätzen oder Texten ergibt.

Seit Entwicklungsbeginn des »Literarischen Atlas Europas« werden die Daten nicht mehr in beliebige Excel-Tabellen geschrieben, sondern über eine umfangreiche Eingabemaske erfasst und in einer räumlichen Datenbank (PostgreSQL + PostGIS) abgespeichert. Hier befinden sich nun die in einer kohärenten Struktur gehaltenen räumlichen Daten mitsamt den Zusatzinformationen.

In anderer Weise als bei der Analyse der Geographie der Literatur des Vierwaldstättersees werden die Schauplätze und Handlungszonen nicht mehr nur als Punkte und Ellipsen erfasst, sondern als beliebige Polygone, Punkte und Linien, die den Schauplatz so genau wie möglich erfassen (immer auch mit dem Wissen, dass es keine scharfen Abgrenzungen geben kann).

Weiterhin wurde ein Set literaturtheoretischer Kategorien gebildet, aus denen sich der geographische Raum der Fiktion zusammensetzt: (Schauplätze, projizierte Räume, Handlungszonen, Marker und Wege).

Die Methodik der Berechnung der Dichte der Schauplätze, welche auf einer einfachen Interpolation von Punkten und Ellipsen beruhte, wurde deshalb dem neuen Datenmodell angepasst und erweitert. In Abb.1 sind die Inputdaten für die Analysen der Modellregion Prag zu sehen, welche hier in einer direkten graphischen Umsetzung zu sehen sind: Punkte, Linien und Flächen, welche Schauplätze und projizierte Räume in unterschiedlichen räumlichen Ausdehnungen zeigen.

Abb. 1: Direkte graphische Umsetzung aller Schauplätze und projizierter Räume (Punkte, Linien, Flächen) als der räumlichen Datenbank, welche aus Datenbasis dient

Abb. 1: Direkte graphische Umsetzung aller Schauplätze und projizierter Räume (Punkte, Linien, Flächen) als der räumlichen Datenbank, welche als Datenbasis dient


Anforderungen an die Darstellung der Dichte

  • Einbeziehung von Punkt-, Linien- und Flächendaten
  • Annäherung an die erfasste Form, um eine möglichst genaue Abschätzung der Dichte zu erlangen
  • Die dargestellten Objekt sind weiterhin ungewichtet (oder anders gesagt: sie werden als gleich wichtig betrachtet, thematisch und flächenmässig) und tragen zur Gesamtdichte den gleichen Anteil bei
  • Effiziente Berechnung um eine interaktive Anwendung zu ermöglichen
Methodik

Berechnung

Ansätze für räumliche Dichteberechnungen von Punktdaten existieren seit längerem. Eine weitere erwähnenswerte Methode ist hier die Gittermethode, welche auf dem Auszählen von Punkten basiert, die innerhalb der Zellen eines regelmässig angeordneten Gitters liegen. Diese Methode eignet sich besonders für jene Fälle, bei denen die Anzahl der Datenpunkte sehr hoch ist. Kritisch ist die Wahl der Gittergrösse: wird sie zu klein gewählt, entstehen viele leere Zellen; wird sie zu gross festgelegt, resultiert eine grobmaschige Darstellung.

Die Methode des Moving Windows [Gatrell 1995 el al.] löst diese Probleme mindestens teilweise. Anstelle des fixen Gitters tritt ein beliebig platzierbares Fenster, welches für jede Position eine Punktdichte ermittelt. Damit lassen sich feinmaschige Darstellungen realisieren; allerdings sind Stufenbildungen nicht zu verhindern, wenn sich beim Verschieben des Fensters die Anzahl der erfassten Punkte plötzlich ändert. Grund dafür ist der »harte« Übergang bei der Verschiebung des Fensters, weil die Lage von Punkten innerhalb des Fensters unberücksichtigt bleibt.

Ein weiterer, verfeinerter Ansatz versucht nun die Position von Punkten innerhalb des Fensters einzubeziehen. Die unter dem Namen Kernel Estimation bekannte Methode [Silberman 1986] gewichtet Punkte im Zentrum des Fensters stärker als jene am Rand. Dadurch verschwinden abrupte Änderungen und es entsteht eine Oberfläche mit einem kontinuierlichen Verlauf. Man kann sich auch vorstellen, dass die Datenpunkte nicht im mathematischen Sinn Punkte ohne Ausdehnung sind, sondern eine bestimmte Grösse aufweisen (was auf Schauplätze angewendet auch plausibel erscheint). Die Datenpunkte erfahren dann eine Gewichtung, die dem Anteil der Fläche innerhalb der Gitterzelle entspricht.

Von der »Dichte des literarischen Raumes« sprechen zu wollen, ist kaum korrekt, solange nicht die flächenhaften Handlungszonen einbezogen sind. Die Reduktion der flächenhaften Polygone auf einen Punkt, eine Kreisfläche oder allenfalls eine (ausgerichtete) Ellipse wäre ein erster Lösungsansatz, welcher jedoch der detaillierten Aufnahme der Handlungszonen kaum gerecht würde.

Die Ausdehnung der Methode der Kernel Estimation auf flächenhafte Elemente basiert auf dem folgenden Vorgehen: In einem ersten Schritt erfolgt eine Vereinfachung der Formen, indem die konvexe Hülle des Polygons berechnet wird. Dadurch verschwinden zwar allfällige Einbuchtungen oder Hohlräume innerhalb eines Polygons, doch ermöglicht dies erst die Anwendung der Kernel-Funktion. Da die Polygone oft ein kantiges Aussehen haben, drängt sich eine Glättung der Formen auf, was durch ein Buffering (Puffer) der Polygone realisiert wurde. Der Dreiecksfächer, der durch den Zentrumspunkt und die Stützpunkte der geglätteten Polygone entsteht, wird anschliessend für die Anwendung der Kernel-Funktion benutzt.

Visualisierung

Einen grossen Einfluss auf das Ergebnis der Dichteberechnung hat die Wahl der Bandbreite, ein freier Parameter, welcher hier durch visuelle Inspektion gewählt wurde (siehe auch Bär et al. (2011) – in diesem Aufsatz wird der Einfluss der Bandbreite anhand von vielen Bildbeispielen abgewogen und beschrieben). In Abb. 2 ist das Ergebnis der Kernel-Estimation Methode zu sehen, für die Bandbreite wurden 50 Pixel (315m) gewählt. Verglichen mit den ersten Ergebnissen ist hier der Einfluss der Polygone deutlich zu erkennen: Die Formen der Dichteflächen sind nicht mehr konzentrisch, sondern werden geprägt durch die Ausdehnung der erfassten Vielecke, welche für diese Abbildung durch Ellipsen approximiert wurden. Analog zum ersten Versuch wurden die Ergebnisse klassiert und mit einer sequentiellen Farbskala dargestellt.

Abb. 2: Visualisierung der Dichte durch Kernel-Estimation und einer Bandbreite von 50px (315m) von literarisch verwendeten Orte in Prag

Abb. 2: Visualisierung der Dichte durch Kernel-Estimation und einer Bandbreite von 50 Pixeln (315m) von literarisch verwendeten Orte in Prag

 

Abgeleitete Darstellung: Darstellung mit Schattierungen

Alternativ zum 3D-Blockbild haben wir hier mit einer weiteren sehr anschaulichen Darstellung experimentiert: dreidimensionale Schattierungseffekte wurden mit so genannten Shader-Programmen erzeugt, welche direkt auf der Grafikkarte ausgeführt werden (für eine systematische Untersuchung solcher 3D-Effekte in der 2D-Kartographie, siehe Bibliographie: Cron 2011). Abb. 3 zeigt das Ergebnis: ein plastischer Eindruck entsteht durch eine nordwestliche Beleuchtung der berechneten Oberfläche.

Abb.3: 3D Effekte: Schattierte Oberfläche der Schauplatzdichte am Beispiel analysierter Daten der Modellregion Prag

Abb.3: 3D-Effekte: Schattierte Oberfläche der Schauplatzdichte am Beispiel analysierter Daten der Modellregion Prag

Verweise:

Baer, H. R. (2011), Hurni, L.: Improved Density Estimation for the Visualisation of Spatial Uncertainty in Fiction. In: The Cartographic Journal, special issue Cartographies of Fictional Worlds, 48.4 (2011), 95-102.

Cron, J. (2011):  3D-Effekte in der 2D-Kartografie. Systematische Untersuchung und automatisierte Symbolisierung der Kartenelemente, Masterarbeit Paris Lodron-Universität Salzburg. URL: www.ika.ethz.ch/teaching/weitere_arbeiten/2011_ma_cron_report.pdf (view date: 10.April 2012)

Gatrell, A. C. (1996) et. al.: Spatial Point Pattern Analysis and Its Application in Geographical Epidemiology, in: Transactions of the Institute of British Geographers, New Series, Vol. 21, No. 1 (1996), pp. 256-274.

Silverman, B. W. (1986): Density Estimation for Statistics and Data Analysis, Chapman & Hall/CRC Monographs on Statistics & Applied Probability

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Massstabswechsel http://www.literaturatlas.eu/2012/01/27/switching-the-scale/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/27/switching-the-scale/#comments Fri, 27 Jan 2012 15:44:34 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=277 Die zu analysierenden literarischen Texte, deren erstes Auswahlkriterium eine räumliche Verbindung zu einer der drei Modellregionen ist, sind in ihrer räumlichen Ausdehnung natürlich nicht auf eine von uns vorgegebene Region begrenzt. Ganz im Gegenteil: in der Literatur sind wir mit einem konstanten »zooming effect« konfrontiert, bei der die Perspektive sehr schnell wechseln kann zwischen lokalen und globalen Dimensionen. Für den 'Literarischen Atlas Europas' werden sämtliche Schauplätze aufgenommen. Dies ermöglicht dem Nutzer auch Erkenntnisse von Zusammenhängen auf europäischer oder Weltebene zu erhalten. Auf den kleinmassstäbigen Europa- oder Weltkarten stehen Aussagen über den Horizont der literarisch genutzten Räume im Vordergrund, während auf den grossmassstäbigen Karten, (den urbanen Räumen, wie etwa Prag) das sehr detaillierte Zusammenspiel der einzelnen räumlichen Elemente bis auf Hausebene zu erkennen ist. Für die kartografische Visualisierung bedeutet das, dass wir uns auf sämtlichen Massstäben bewegen müssen. Dabei muss die Darstellung der einzelnen Schauplätze je nach Massstab angepasst und gegebenenfalls generalisiert werden.

Umsetzung: Vorüberlegungen für die Datenerfassung

Die Überlegungen setzen bereits bei der Datenerfassung ein: ausserhalb der Modellregionen werden keine detaillierten Eingaben auf Stadtebene mehr vorgenommen, diese werden zusammengefasst zu so genannten Handlungszonen. Das bedeutet, Handlungen welche in den Strassen und Häusern einer Stadt ausserhalb der Modellregion spielen, werden zu einer Handlungszone zusammengefasst und als räumliche Einheit 'Stadt' zusammengefasst. Ebenfalls entfällt die Erfassung von Flächen. Städte, Länder und Kontinente werden nur noch durch einen Punkt markiert, und um ein zusätzliches Attribut ergänzt, welches ungefähr definiert um was für eine geographische oder administrative Einheit es sich handelt. Es wird dabei differenziert zwischen Kontinenten, Teilkontinenten, Ländern, Regionen, Inseln, Städten, Stadtteilen, Strassen und Gebäuden. Erst durch diese Information kann trotz dieser Vereinfachung eine differenzierte Visualisierung auf verschiedenen Kartenmassstäben erreicht werden.

Datenvisualisierung

Ein Kartenbeispiel eines Textes auf der detaillierten Stadtkarte Prag und der europäischen Übersichtskarte ist in den folgenden Abbildungen zu sehen. Die Karten sind Produkte eines eigens für die Visualisierungen des literarischen Atlas Europas entwickelten Kartendienst (mapserver). Die in der Datenbank gespeicherten Objekte werden mit Hilfe ihrer Geometrie und Attribute für den jeweils ausgewählten Text visualisiert. Die Darstellung und Sichtbarkeit der räumlichen Objekte passt sich dabei automatisch dem Massstab an.

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http://www.literaturatlas.eu/2012/01/27/switching-the-scale/feed/ 0
Statistische Karten als Blockbild http://www.literaturatlas.eu/2012/01/20/statistische-karten-als-blockbild/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/20/statistische-karten-als-blockbild/#comments Fri, 20 Jan 2012 13:17:50 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=2007 Statistische Berechnungen von Schauplätzen in Form von Punkten und Ellipsen, welche in graphischer Form vorliegen

von Anne-Kathrin Reuschel und Hans-Rudolf Bär

Statistische Darstellungen werden benötigt, um eine grosse Anzahl von Objekten darzustellen, welche zudem noch starke Ballungen aufweisen, denn die Lesbarkeit der Karten ist ab einer gewissen Dichte der Objekte nicht mehr gegeben. Statistische Ansätze versuchen, sich von der Darstellung von einzelnen Objekten zu lösen. Die Frage, wo welche Schauplätze aus einzelnen Texten zu finden sind, tritt in den Hintergrund zu Gunsten der übergeordneten Frage nach der »Dichte« des literarischen Raumes, die sich typischerweise aus einer grösseren Anzahl von Schauplätzen oder Texten ergibt.

Erste statistische Berechnungen wurden zu Beginn des Projektes auf Grundlage von Barbara Piattis räumlichen Analysen der Vierwaldstättersee-/Gotthard-Region vorgenommen.

Die Ausgangsdaten für die statistische Darstellung waren Punkte und Ellipsen, welche Schauplätze und Handlungszonen darstellen (Abb. 2). (Ergebnisse mit eigenen Kartendarstellungen wurden in der Monographie »Die Geographie der Literatur«, 2008, veröffentlicht). Diese waren im graphischem Dateiformat (Adobe Illustrator) abgespeichert und nummeriert. Eine dazugehörige Excel-Tabelle gab Aufschluss über das verzeichnete Werk und einige prägende Eigenschaften der Schauplatz- oder Handlungszonenobjekte. Schon hier wurden beispielsweise die Attribute »exogene und endogene Fiktionalisierung«, »Tell-Topographie«, »unterirdische Räume« oder Räume mit »Aktantenfunktion« den nummerierten Punkten und Ellipsen zugeordnet.

Abb. 2: Der literarische Metaraum Vierwaldstättersee/Gotthard 1477 - 2006 (Ausgangsdaten)

Abb. 2: Der literarische Metaraum Vierwaldstättersee/Gotthard 1477 - 2006 (Ausgangsdaten)

Um eine statistische Oberfläche zu generieren, wurden die Punkte und Ellipsen indexiert und über die Eckpunkte der Basiskarte georeferenziert (d.h. jedem Punkt, jeder Ellipse wurden Koordinaten zugeordnet). Die daraus resultierende indexierte Koordinatenliste konnte nun mit den Informationen aus der Excel-Tabelle vereint werden, um statistische Berechnungen verschiedenster Eigenschaften durchzuführen.

Methodik

Anforderungen an die Darstellung der Dichte

  • Jeder Schauplatz und jede Handlungszone in der näheren Umgebung soll zur Dichte beitragen
  • Der Verlauf der Dichte soll kontinuierlich erscheinen (keine scharfen Abgrenzungen)
  • Proportion und Ausrichtung der Ellipsen sollen berücksichtigt werden. Ellipsen und Kreise sollen visuell gleich stark gewichtet werden

Berechnung

Zur Berechnung der Schauplatzdichte wurde hier eine »modifizierte inverse Distanzgewichtungsmethode« verwendet: d.h. ein einfaches Interpolationsverfahren aus der Geostatistik. Dabei gilt als Grundannahme, dass die Ähnlichkeit eines unbekannten Wertes zum bekannten Messwert mit der Entfernung von diesem abnimmt, die Daten also umso unähnlicher sind, je weiter sie auseinander liegen.

Der mit zunehmender Distanz abflachende Glockenform wurde dabei ein konstantes Volumen für jeden Punkt und jede Ellipse zugeordnet. Das bedeutet, dass jedem Schauplatz die gleiche Gewichtung zugeordnet wird - egal was für eine räumliche oder textliche »Ausdehnung« er hat.

Visualisierung

Die resultierende interpolierte Fläche wurde hinsichtlich der Verteilung der Häufigkeit klassiert und anschliessend mit einer sequentiellen ordinalskalierten Farbskala (hier ein Helligkeits- und Farbverlauf von grün nach gelb) eingefärbt (Bollmann & Koch 2002: Lexikon für Kartographie und Geomatik: Begriff: Klassenbildung & Skalierungsniveau). Das Ergebnis ist in Abb. 3 zu sehen: je dunkler der Farbton, desto mehr Schauplätze kann der Ort vorweisen. Auffällig an diesem Ergebnis sind die konzentrischen Kreise und runden Formen, welche aus den Inputdaten, den Kreisen und Ellipsen resultieren.

Abb 3: Berechnete Dichte des literarischen Metaraumes Vierwaldstättersee/Gotthard, 1477-2006

Abb 3: Berechnete Dichte des literarischen Metaraumes Vierwaldstättersee/Gotthard, 1477-2006

Abgeleitete Darstellungen: Blockbilddarstellung

Über die in Abb. 3 gezeigte Darstellung hinaus haben wir ein dreidimensionales Blockbild erstellt (Abb. 4), welches zusätzlich die Häufigkeit  als Höhenwerte abbildet. Die in dunklerer Farbe dargestellten Flächen stehen für eine hohe Dichte. In diese Webseite wurde ein auf neusten Webtechnologien (WebGL + HTML5) basierendes interaktives Blockbild integriert. Dieses ist intuitiv mit der Maus zu bewegen: die Mitteltaste ermöglicht das Zoomen, während bei gedrückter linker Maustaste das Blockbild um die x- und die z-Achse gedreht und gekippt werden kann. Unterstützt der Browser noch kein WebGL, erscheint an der Stelle ein Video, welches einen Eindruck vom Blockbild zeigen soll.

Abb. 4: Navigierbares Blockbild

Weiterhin ist es auch möglich die Darstellung zu skalieren, um die Klassen deutlicher voneinander zu trennen. Die unten stehenden Bilder (Abb. 5 links und rechts) zeigen den Effekt. Links ist das Blockbild mit einer zweifachen Skalierung zu sehen, rechts mit einer fünffachen.

Abb.5 links: Zweifach skaliertes Blockbild

Abb.5 links: Zweifach skaliertes Blockbild

Abb.5 rechts: Fünffach skaliertes Blockbild

Abb.5 rechts: Fünffach skaliertes Blockbild

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http://www.literaturatlas.eu/2012/01/20/statistische-karten-als-blockbild/feed/ 0
Literatur kartieren: Der Atlas-Prototyp http://www.literaturatlas.eu/2012/01/03/mapping-literature-the-prototype-of-a-literary-atlas-of-europe/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/03/mapping-literature-the-prototype-of-a-literary-atlas-of-europe/#comments Tue, 03 Jan 2012 12:26:46 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=489 Anne-Kathrin Reuschel
Literatur kartieren. Der Prototyp eines »Literarischen Atlas Europas« (Originaltitel: Mapping Literature. The Prototype of »A Literary Atlas of Europe«)

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Mapping Literature and analysing maps of literary landscapes are the ambitious aims of the project »A Literary Atlas of Europe«. By means of cartographic knowledge and techniques, instruments are provided to investigate various spatial aspects in the field of literary geography. Literary spaces are working different compared to other spatial themes - all spatial objects are described by words - and require new data models and visualisation methods. This paper will present the required complex text analysis, the actual data acquisition and the automated visualisation of certain spatial literature entities. Based on three model regions the feasibility and transferability of the presented methods are determined.

Reuschel, A.-K. (2009), Piatti, B; Hurni, L.: »Mapping Literature. The Prototype of 'A Literary Atlas of Europe'«. In: Proceedings of the 24th International Cartographic Conference, Santiago de Chile → Download

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Projekt Literaturatlas http://www.literaturatlas.eu/2012/01/02/the-geographie-of-fiction-the-project-a-literary-atlas-of-europe/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/02/the-geographie-of-fiction-the-project-a-literary-atlas-of-europe/#comments Mon, 02 Jan 2012 16:42:10 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=461 Barbara Piatti, Anne-Kathrin Reuschel, Hans Rudolf Bär, Lorenz Hurni
Die Geographie der Fiktion - Das Projekt 'Ein literarischer Atlas Europas'

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Zusammenfassung

Wo spielt Literatur? Wie nutzt, überformt, verfremdet oder re-modelliert sie - über mehrere Epochen - bestehende geographische Räume? Am Institut für Kartographie der ETH Zürich werden in einem interdisziplinären Projekt literaturgeographische Methoden und Visualisierungsmodelle konzipiert. Diese bilden die Basis für eine neuartige, räumlich strukturierte, kartographisch unterstützte Literaturgeschichte - für einen literarischen Atlas Europas. Ein raumbezogenes, interaktives Informationssystem macht die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen realen und imaginären Geographien sichtbar und bildet die Räume der Fiktion in adäquater Weise ab. Dank vielfältiger Abfrage- und Darstellungsoptionen eröffnen sich dabei neue Fragehorizonte und Themenbereiche für die Literaturwissenschaft.

Schlüsselbegriffe: Literatur, Fiktion, Schauplatz, Literaturtheorie, Literaturgeographie, Literaturatlas, Karten, interaktive Kartographie, interaktiver Atlas, Visualisierung, impräzise Geographie, statistische Oberflächen, Datenbank.

Piatti, Barbara (2008); Reuschel, Anne-Kathrin.; Bär, Hans Rudolf; Hurni, Lorenz: Die Geographie der Fiktion - Das Projekt 'Ein literarischer Atlas Europas'. In: Kartographische Nachrichten 06/2008, S. 287-294. → Download [6.7MB]

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Ein Literarischer Atlas Europas http://www.literaturatlas.eu/2012/01/01/a-literary-atlas-of-europe/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/01/a-literary-atlas-of-europe/#comments Sun, 01 Jan 2012 12:47:04 +0000 Anneka Weber http://latlas.ikgserve.ch/?p=1237 Anne-Kathrin Reuschel
Ein literarischer Atlas Europas

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Zusammenfassung: Einen digitalen, interaktiven literarischen Atlas Europas zu entwickeln ist das Ziel eines interdisziplinären Projektes von Kartographen und Literaturwissenschaftlern an der ETH Zürich. Die zentrale Frage, wo Literatur spielt und welche Wechselwirkungen der literarische Raum mit dem realen Raum eingeht, soll mit Hilfe von kartographischen Visualisierungs- und Auswertemethoden gezeigt werden. In diesem Beitrag steht die Datenerfassung und die automatisierte Visualisierung der literarischen Räume im Vordergrund. Da die Geographie der Literatur ganz andere Charakteristika aufzeigt als die reale Welt – Literarische Räume sind lückenhaft, nicht präzise abzugrenzen, häufig schwierig zu lokalisieren und können beliebig transformiert und re-modelliert werden – müssen adäquate Visualisierungen entwickelt werden, welche die natürlichen Eigengesetzlichkeiten  der literarischen Räume angemessen widerspiegelt.

»nicht abgrenzbare Handlungsräume« und »schwer lokalisierbare Räume« und die Herausforderung diese zu kartieren (ein Auszug):

(a) In den meisten Fällen lassen sich geographische Räume in der Literatur nicht abgrenzen. So handelt es sich bei der Beschreibung eines Handlungsortes für geographische Verhältnisse oft um unpräzise Beschreibungen oder diese beziehen sich auf unpräzise geographische Konzepte wie »Tal«, »Dünen« oder »Wald« (siehe auch Bennett (2001), Montello (2003), Egenhofer (1995)). Handlungen finden demnach beispielsweise am »Ufer eines Flusses« statt, in den »verwinkelten Gassen der Altstadt« oder »auf den ersten Hängen des Gebirges«. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass die aufgenommenen Geometrien eher einen skizzenhaften Charakter besitzen, den jeder Literaturwissenschaftler selbst nach genauer Textanalyse unterschiedlich digitalisieren würde. [...]

Die visuelle Umsetzung von Handlungsräumen ohne genaue Abgrenzung wurde durch sogenannte »fuzzy shapes« realisiert. Fuzzy shapes entstehen durch eine Einfärbung von Gebieten, die mit zunehmender Entfernung vom Zentrum allmählich verblasst. Unregelmässige Flächen werden durch unscharfe Abgrenzungen charakterisiert. Nur durch einen Punkt markierte Räume bekommen je nach administrativer Wichtigkeit eine Ausdehnung, welche als »fuzzy points« umgesetzt werden.

(b) [...] Sind Objekte zwar abgrenzbar wie beispielsweise ein Haus, aber nur ungenau im Raum lokalisierbar sprechen wir von schwer lokalisierbaren Räumen. Typische Beschreibungen sind beispielsweise Handlungen in einem 'Restaurant in der Altstadt' oder in einem »Haus in der Stadt meiner Kindheit«.  In diesen Fällen wurde ebenfalls die mögliche Fläche wo sich dieses Gebäude befinden könnte in die Datenbank aufgenommen, zusätzlich zu der Information, dass es sich um eine abgrenzbare Räumlichkeit handelt. Auf der Karte wird hier ein Punktsymbol verwendet, welches den begrenzten kleinen Raum darstellt. Ausgehend von diesem Symbol wird die zugrunde liegende Fläche durch sich strahlenförmig ausbreitende, zum Flächenrand hin verblassende Linien schemenhaft skizziert. [...]

siehe Abbildung oben: (a) nicht abgrenzbare Handlungsräume in der »Neustadt« und auf der »Kleinseite« (b) schwer lokalisierbare Objekte: eine »kleine Stube«, der »Palast des Erzbischofs« und eine »Wohnung« der Hauptfigur in der Altstadt

A.K.Reuschel (2011), B.Piatti: »Ein Literarischer Atlas Europas« In: Geoinformationssysteme, Prof. Dr. M. Schilcher (Hrsg.), Beiträge zum 16. Münchner Fortbildungsseminar, abcverlag → Download [3.5 MB]

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