Ein Literarischer Atlas Europas » literaturatlas http://www.literaturatlas.eu results and insigths of an interdisciplinary atlas project beween humanities and cartographers Wed, 25 Mar 2015 16:06:52 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Literarischer Wanderführer: Es lächelt der See http://www.literaturatlas.eu/2013/04/11/literarischer-wanderfuhrer-es-lachelt-der-see/ http://www.literaturatlas.eu/2013/04/11/literarischer-wanderfuhrer-es-lachelt-der-see/#comments Thu, 11 Apr 2013 13:24:26 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=2482 Barbara Piatti
Es lächelt der See – Literarischer Wanderführer im Rotpunktverlag
Piatti: Es laechelt der See, Ausschnitt des Buchcovers

Piatti: Es lächelt der See, Ausschnitt des Buchcovers

Die Zentralschweiz ist eine literarische Landschaft von unglaublichem Reichtum. In zahllosen Werken wird die teils raue, teils liebliche Gegend zwischen Vierwaldstättersee und Gotthard zum Schauplatz aufregender Geschichten: August Strindberg gelingt es, mythische Stimmungen mit der grellen Realität des Gotthard-Tunnelbaus zu verschmelzen, Thomas Hürlimann und Tim Krohn loten die Tiefe des Zugersees aus, während F. Scott Fitzgerald nur kurz Station macht, Friedrich Schiller imaginiert von seinem Weimarer Schreibtisch aus eine Überquerung des Surenenpasses, Meinrad Inglin versetzt uns rund um Schwyz zuruück in die Zeit der Völkerwanderungen, mit F. H. Achermann erleben wir einen Wildhuüter/Wilderer-Showdown am Schwalmis, Cécile Lauber und Gertrud Leutenegger verfremden den Urnersee auf poetische Weise, und Christina Viragh scheint auf Heinrich Federer zu antworten, wenn beide über den Pilatus schreiben und dem Luzerner Hausberg noch mehr Rätselhaftigkeit verleihen, als er seit jeher schon besitzt.

14 literarische Wanderungen eröffnen ungeahnte Zugänge zu diesen erzählten Welten. Die Spuren führen in Bergtäler, zu Wasserfällen, auf Alpwiesen, über Pässe und zu Seeufern, in Kavernen und Stollen.

Piatt: Es laechelt der See - Vorankuendigung Seite 1

Piatt: Es lächelt der See - Vorankündigung Seite 1

  • Mit Thomas Hürlimann, Tim Krohn und F. Scott Fitzgerald an den Zugersee
  • Mit Meinrad Inglin, Carl Spitteler und Jonas Biliunas hinauf zu den Mythen und hinab nach Schwyz
  • Mit Mark Twain und Alphonse Daudet auf die Rigi
  • Mit Heinrich Federer und Christina Viragh zum Pilatus
  • Mit Isabelle Kaiser und Jeannot Bürgi nach Kaiserstuhl und rund um den Lungernsee
  • Mit Tony Ettlin nach Stans
  • Mit Gottfried Keller und Peter Motram auf den Bürgenstock
  • Mit F. H. Achermann ins Schwalmis-Gebiet
  • Mit Friedrich Schiller über den Surenenpass
  • Mit Cécile Lauber und Gertrud Leutenegger an den Urnersee
  • Mit Max Frisch nach Flüelen, Altdorf, Amsteg und Attinghausen
  • Mit Thomas Böni und Lisa Elsässer ins Schächental
  • Mit Otto F. Walter und Friedrich Nietzsche ins Maderanertal
  • Mit Hermann Burger, Christian Kracht und August Strindberg über und durch den Gotthard
Piatt: Es laechelt der See - Vorankuendigung Seite 2

Piatt: Es lächelt der See - Vorankündigung Seite 2

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Datenmodellierung unpräziser Geodaten für den Literarischen Atlas Europas http://www.literaturatlas.eu/2013/01/16/datenmodellierung-unpraziser-geodaten-fur-den-literarischen-atlas-europas/ http://www.literaturatlas.eu/2013/01/16/datenmodellierung-unpraziser-geodaten-fur-den-literarischen-atlas-europas/#comments Wed, 16 Jan 2013 13:29:50 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=2469 Anne-Kathrin Reuschel
Datenmodellierung unpräziser Geodaten für den Literarischen Atlas Europas (Originaltitel: Modelling Uncertain Geodata for the Literary Atlas of Europe)

→ mit Download am Ende der Seite

Abstract: Mapping literary spaces is an interdisciplinary challenge for both literary theory and cartographic realisation. The inherent properties of textual space compared to real-world geospace are introduced and discussed in relation to build a data model for the on-going project, 'Literary Atlas of Europe'. Spatial descriptions in fiction are often vague, transformed or hardly locatable within the real-world geospace which serves as basis for the analysis and visualisation. To reflect the fictional world, additional attributes and composed geometries are required. To solve the problem, an attributed spatial data model was developed to meet the requirements for a comparative, flexible study of literary spaces with numerous thematical questions. Using this model, spatial data of fictional texts were classified into settings, zones of actions, projected spaces, routes and marker. To emphasise the complexity of the model, the internal structure and diversity are illustrated with the examples of the spatial objects setting and route.

Mehr informationen über das Datenmodell sind auf folgender Seite zu finden: → Link

Reuschel, Anne-Kathrin (2012); Hurni, Lorenz : Modelling Uncertain Geodata for the Literary Atlas of Europe. In: Lecture Notes in Geoinformation and Cartography. Understanding Different Geographies, Karel Kriz et al.(eds.), Berlin Heidelberg: Springer, pp.135-157. → Download

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Literaturkartographie als Ideengenerator http://www.literaturatlas.eu/2012/08/30/literaturkartographie-als-ideengenerator/ http://www.literaturatlas.eu/2012/08/30/literaturkartographie-als-ideengenerator/#comments Thu, 30 Aug 2012 12:52:06 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=2417 Barbara Piatti
Vom Text zur Karte - Literaturkartographie als Ideengenerator

→ mit Download am Ende der Seite

Der Aufsatz stellt die einzelnen Schritte vor, die vom einem literarischen Text zu einer literaturgeographischen Karte führen. Er stellt dabei das Projekt 'Ein literarischer Atlas Europas' in den grösseren Kontext einer neuen Ära der Literaturkartographie: In den vergangenen fünf Jahren sind die Möglichkeiten durch neue Technologien und vor allem durch interdisziplinäre Forschungsgruppen exponentiell gestiegen. Wenn Kartographen, Geographen, Programmierer und Designer mit Literaturwissenschaftlern zusammenarbeiten, tun sich ganz neue Horizonte auf (denn bislang war es eher so, dass die Literaturwissenschaftler selber versucht haben, Karten zu konzipieren, allenfalls mit Hilfe von Graphikern). Nur durch enge Zusammenarbeit, ständige gegenseitige Bezugnahme und laufende Korrekturprozesse von Literaturtheorie (Terminologie, Textinterpretation, Fragestellungen, Kartenkommentare) und kartographischer und informationstechnologischer Praxis (Datenbankaufbau, Aufbereitung von Kartenmaterial für digitalen Gebrauch, Verlinkung, automatisches Generieren von Karten) kann das erst vage abgesteckte Feld der Literaturkartographie an Profil gewinnen.

Piatti, Barbara (2012): Vom Text zur Karte. Literaturkartographie als Ideengenerator. In: Kartographisches Denken. Hrsg. von Christian Reder. Wien: Springer 2012, S. 269-279. Download

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Arbeit mit historischen Karten http://www.literaturatlas.eu/2012/04/11/literaturgeographische-arbeit-mit-historischen-karten/ http://www.literaturatlas.eu/2012/04/11/literaturgeographische-arbeit-mit-historischen-karten/#comments Wed, 11 Apr 2012 14:35:46 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=2358 Arbeit mit historischen Karten: Literaturgeographische Recherche am Beispiel von Liliencrons Novelle »Greggert Meinstorff«

Von Kim Seifert

Zu den Aufgaben der Literaturwissenschaftler innerhalb des Projektes 'Ein literarischer Atlas Europas' gehört auch die Recherche und Nutzung von allerlei Zusatzmaterial, das für die literaturgeographische Analyse notwendig ist. Ein Problem, das hier prominent auftaucht, ist die Tatsache, dass sich natürlich auch der sogenannte Georaum im Laufe der Zeit massiv wandeln kann. Oft ist dann das Beiziehen von historischem Kartenmaterial unabdingbar. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen.

Der in Kiel geborene Dichter Detlev von Liliencron befindet sich nur kurz zwischen 1882 und 1883 als Hardesvogt auf der Insel Pellworm; dennoch handelt es sich hierbei um eine literarisch sehr produktive Phase, aus der vor allem die fünf sogenannten »Nordseeküstennovellen« hervorgegangen sind.

Die Schauplätze dieser Novellen befinden sich entweder direkt auf oder in unmittelbarer Nähe von Pellworm: Der Handlungsraum besteht also ausschliesslich aus dieser Insel und den umliegenden Halligen und Inseln. Für Liliencron lässt sich hier die These von der Subregion innerhalb der Gesamtregion Nordfriesland/Dithmarschen bestätigen: Wer über Inseln und Halligen schreibt, betritt literarisch nicht das Festland (siehe Beitrag »Das Profil einer Modellregion - Nordfriesland literaturgeographisch betrachtet«).

Für die literaturgeographische Recherche dieser Texte ergeben sich Besonderheiten.

Die nordfriesische Inselwelt unterliegt selbstverständlich stetigem geographischem Wandel, den es bei einer Bearbeitung von Texten des 19. Jahrhunderts zu berücksichtigen gilt. Man mag nun einwerfen, die Diskrepanz zwischen historischen und aktuellen Karten seien in allen Regionen von Bedeutung. Doch für die Insel- und Halligwelt gilt dies in potenzierter Form: Sturmfluten und Deichbau haben die Küstenlinie über die Jahrhunderte immer wieder verändert.

Wie wirkt sich dieser Umstand auf die konkrete Kartierung von Texten aus? Als Beispiel möchte ich im Folgenden die Recherche und Arbeit an Liliencrons kurzer Novelle »Greggert Meinstorff« (1888) vorstellen.

Die Erzählung spielt Ende des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des gefürchteten und geachteten Statthalters der friesischen Inseln Greggert Meinstorff, der mit einer jungen Wirtstochter Pellworms Ehebruch begeht. Getrieben vom Bewusstsein der Schwere seines Vergehens fährt Greggert in einer stürmischen Nacht todesmutig mit dem Boot hinaus, um den Bewohnern der brennenden Hallig Bubhever zu Hilfe zu eilen, und kommt dabei ums Leben.

Abb. 1: Detailausschnitt der Einzeltextkarte von »Greggert Meinstorff« (Detlef von Liliencrons)

Abb. 1: Detailausschnitt der Einzeltextkarte von »Greggert Meinstorff« (Detlef von Liliencrons)

Betrachtet man nun die Schauplätze der Novelle, stellt man fest, das diese sich unterschiedlich gut verorten lassen: Das Wirtshaus liegt eindeutig am Westerdeich, Greggerts Wohnhaus steht irgendwo auf Pellworm und ist daher nur zonal zu verorten. Spannend wird es bei der Kirche »Zu unserer lieben Frauen auf dem Pferde«. Sie scheint keine Referenz zum Georaum zu haben - es gab und gibt auf Pellworm die Alte und Neue Kirche (Abbildung 1).

Verwirrend ist vor allem der Schauplatz des furiosen Endes der Novelle, als Greggert die Hallig Bubhever brennen sieht und am Hafen im Norden der Insel mit seinem Boot untergeht. Hallig Bubhever? Auf einer aktuellen Karte der Region gibt es keine solche Hallig. Recherchiert man jedoch historisch Karten der Region Pellworm und Nordstrand, so kann man auf diesen ersehen, dass diese beiden Inseln einst eine zusammenhängende Insel bildeten (siehe Abbildung 2). Alt-Nordstrand brach dann bei einer verheerenden Sturmflut 1634, der zweiten grossen Mandränke, praktisch »auseinander« und ein Grossteil versank im Meer.

Abb. 2: Pellworm und Nordstrand, historische Karte

Abb. 2: Pellworm und Nordstrand, historische Karte

Auf Alt-Nordstrand gab es, wie aus der Karte ersichtlich, ein Kirchspiel namens Bubhever. Aus einer weiteren Karte geht hervor, dass der heutige nordöstliche Teil der Insel Pellworm erst 1938, also weit nach Liliencrons Schaffenszeit, eingedeicht wurde (siehe Abbildung 3). Heute heisst dieser Teil der Insel »Bubheverkoog« (siehe Abbildung 4).

Abb. 3: Pellworm und Nordstrand, historische Karte mitsamt Eindeichungen

Abb. 3: Pellworm und Nordstrand, historische Karte mitsamt Eindeichungen

Abb. 4: Pellworm historische Detailkarte

Abb. 4: Pellworm historische Detailkarte

Doch zurück zu Greggert Meinstorff. Anhand der Recherche historischer Karten wird klar, dass Liliencrons Hallig Bubhever einen deutlichen Bezug zum historischen Georaum hat; allerdings konnte leider keine der Karten einen Hinweis darauf geben, ob es Ende des 18. Jahrhunderts eine Hallig Bubhever gegeben hat. Aufgrund des stetigen Wandels der Region scheint dies jedoch zumindest im Bereich des Möglichen. Letztlich bleibt das Verhältnis von Georaum und Textraum an dieser Stelle unentschieden. Eine Kartierung wird aber möglich, wenn Liliencron schreibt:

'Als er gegen Morgen (…) noch einmal den Turm bestieg, bemerkte er im Norden der Insel einen Feuerschein. Er überzeugt sich bald, dass diese von der Hallig Bubhever, die durch einen breiten Meeresarm von Schmerhörn getrennt war, herüberleuchtete. (…) Der Wind, gradeaus von Norden kommend, packte ihn; (…) Sein Ziel war das Fährhaus, wo, an einem eingebognen Teil des Steindeichs ein kleiner Hafen lag, in dem die Boot ruhten, die den Verkehr mit der Hallig Bubhever vermittelten.'

Dieser Hafen ist der entscheidende Schauplatz am Ende der Novelle; hier stürzt sich Greggert in die gefährlichen Fluten. Mit allen Hinweisen lässt sich der Schauplatz zonal als ehemalige Küstenlinie im Nordosten der Insel einzeichnen (siehe Werkkarte Greggert Meinstorff). Dass diese Linie heute mitten auf der Insel liegt, mag auf den ersten Blick verwunderlich sein, erklärt sich aber anhand der veränderten Küstenlinie von 1938.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade historische Karten ein manchmal unerlässiges Hilfsmittel bei der Verortung von Schauplätzen und/oder projizierten Orten sind. Für eine weitere Projektphase wäre es wünschenswert, auch historische Karten - wo hilfreich - in die Datenbank einzupflegen, um dem geographischen Wandel Rechnung zu tragen und den Texten so gerecht wie möglich zu werden.

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Prag in historischen Romanen http://www.literaturatlas.eu/2012/03/15/prag-in-den-historischen-romanen-von-alois-jirasek/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/15/prag-in-den-historischen-romanen-von-alois-jirasek/#comments Thu, 15 Mar 2012 15:44:02 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=1334 Prag in den historischen Romanen von Alois Jirásek - Eine literaturgeographische Lektüre

von Marie Froliková

Die grossen historischen Romane von Alois Jirásek (1851-1930) erfassen die wichtigsten Zeitepochen und Ereignisse der tschechischen Geschichte. Die Romane Proti všem (1894) und Mezi proudy (1-3, 1891) beschreiben die Anfänge der hussitischen Bewegung, die Hussitenkriege und den allmählichen Zerfall der Hussitenbewegung. Der Roman Temno (1915) bezieht sich thematisch auf die Rekatholisierung des tschechischen Volkes am Anfang des 18. Jahrhunderts. In dem aus fünf Teilen bestehenden Roman F. L. Věk (1890-1907) schildert Jirásek die Tätigkeit der nationalen Aufklärer in Prag und in der tschechischen Kleinstadt Dobruška vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte, vor allem der Napoleonischen Kriege.

Was den Handlungsraum angeht, so ist festzustellen, dass Prag in allen genannten Romanen eine der Haupthandlungszonen ist. Die Trilogie Mezi proudy ist insbesondere für die Evokation des ehemaligen jüdischen Ghettos wichtig, das am Ende des 19. Jahrhunderts saniert wurde, der Roman Temno für die Evokation Prags der Barockzeit mit seiner religiösen Atmosphäre. Der Roman F. L. Věk evoziert sehr anschaulich Prag um 1800 und die Feldzüge der verfeindeten Armeen mitsamt den Pragbesuchen der europäischen Herrscher, die in die kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt waren. Zu weiteren Handlungszonen gehören in den hussitischen Romanen die Städte und Festungen in Südböhmen, ferner die Umgebung der Burg Křivoklát in Mittelböhmen und Ostböhmen. In Temno und F. L. Věk werden neben dem Stadtraum Prag und den Städten in Westböhmen noch der Kleinstadtraum und Landraum Ostböhmen aufgebaut.

Die Prager Schauplätze sind vorwiegend im historischen Stadtzentrum angesiedelt und sind topographisch korrekt dargestellt - d. h. sie sind kartierbar. So wird der Bezug zwischen dem Textraum und seinem Vorbild kenntlich. Ein Problem bedeutet jedoch die Tatsache, dass Jiráseks Romane auch Räume entwerfen, die bis heute entweder nicht erhalten geblieben oder unbenannt worden sind. Dies gilt in erster Linie für viele Strassen, die heute andere Namen haben als zu der Zeit, in der die Romane spielen (z. B. die heutige Karlsstrasse ist in dem Roman F. L. Věk unter dem Namen 'Jezuitská ulice' zu finden), und nicht minder für viele heute nicht mehr existierende Sehenswürdigkeiten und Häuser.

Abb. 1: Alois Jirásek: »F. L. Věk III« importierte Schauplätze (rot) und importierte Projizierte Räume (violett)

Abb. 1: Alois Jirásek: »F. L. Věk III« importierte Schauplätze (rot) und importierte Projizierte Räume (violett)

Die Recherchen erfordern aus diesem Grunde die Einbeziehung von Sekundärliteratur, die der Topographik Prags gewidmet ist.

Zu den verschwundenen Räumen gehören insbesondere Kirchen, Tore, Spitäler und nicht zuletzt auch Gärten (z. B. gab es den Kanálská-Garten "irgendwo" in dem Stadtteil Vinohrady). In F. L. Věk ist öfters von dem "Poříčská-Tor" und dem "Koňská-Tor" die Rede. Das Poříčská-Tor, das an dem Ort stand, wo es heute die Strasse Na Poříčí gibt (diese Strasse gehört dem Stadtteil "Petrská čtvr" an, der Bestandteil der Neustadt ist), diente lange Zeit als das Haupteintrittstor für alle, die nach Prag reisten (so auch in F. L. Věk). [...]

Typisch für Jiráseks Romane ist, dass die Figuren von einer Handlungszone in die anderen reisen und sich innerhalb der Haupthandlungszone Prag auch viel bewegen. Das macht das Bild Prags sehr dynamisch. Am dynamischsten ist es in den Romanen Temno und F. L. Věk. Dies deshalb, weil in diesen Texten verschiedene Prozessionen beschrieben sind, die entweder aus religiösen oder politischen Anlässen von der Prager Altstadt über die Karlsbrücke zur Prager Burg pilgern. [...]

Abb.2: Alois Jirasek: »F. L. Věk III « Bewegungen der Figuren - Wege durch das Prager Zentrum

Abb.2: Alois Jirásek: »F. L. Věk III « Bewegungen der Figuren - Wege durch das Prager Zentrum

In allen Kategorien (Schauplatz, projizierter Raum, Marker usw.) werden geographische Angaben angehäuft, die, insbesondere im Falle des Romans F. L. Věk, der, wie schon erwähnt, die Napoleonischen Kriege zum Thema hat, die europäische Dimension des Romans sichtbar machen. Prag ist in ihnen wegen seiner historischen und politischen Bedeutung die strategisch wichtigste Handlungszone mit einer überregionalen Geltung. [...]

Jiráseks Romane zeichnen sich ferner dadurch aus, dass in ihnen der Kategorie 'projizierter Raum' eine grosse Bedeutung zukommt. Da die Protagonisten an dem öffentlichen Leben und der aktuellen politischen Situation interessiert sind, sind sie psychisch völlig in der realen Welt verankert, was zur Folge hat, dass sie auch in ihren Gesprächen, die sie miteinander führen - z. B. in dem Salon der Gräfin Skronská in der Ječná-Strasse in der Neustadt –, sowie in ihren Gedanken stets den realen Raum berücksichtigen.

[...]

In der Schilderung Prags in dem Roman Temno ist Jirásek sehr um die Erfassung des Geistes der Barockzeit bemüht. Es sind die Schönheit der Barockarchitektur und der Prunk der jesuitischen Veranstaltungen und Feierlichkeiten, die die Protagonistin Helenka, die Tochter des Protestanten Machovec aus Ostböhmen, der gezwungen wurde, nach Sachsen zu emigrieren, wenn er seinem Glaubensbekenntnis treu bleiben wollte, für Prag, wo sie gemeinsam mit ihrem Bruder Tomáš in einem katholischen Hause 'religiös' umerzogen wird, begeistern. Die Jesuiten haben nach dem Dreissigjährigen Krieg ihre Position verfestigt, so dass z. B. die Betlehemskapelle, in der am Anfang des 15. Jahrhunderts Jan Hus predigte, nun in ihrem Besitz ist und hier u. a. die Himmelfahrt der Jungfrau Maria pompös gefeiert wird.

In dem Roman wird gezeigt, wie die Jesuiten das Volk für den katholischen Glauben mithilfe von prachtvollen Inszenierungen zu gewinnen versuchen - Prag erscheint in dieser Hinsicht als eine für solche Inszenierungen besonders geeignete Stadt. Die Hervorrufung des Eindrucks der Schönheit ist sozusagen eine wirksame Strategie der katholischen Propaganda. Diesen Zwecken wurde z. B. der Jesuitengarten dienlich gemacht, der sich einst auf der Kleinseite unweit vom Moldauufer erstreckte. In die Romangeographie wurden auch diejenigen Gebiete von Prag einbezogen, die später der Stadt eingemeindet worden sind, am Anfang des 18. Jahrhunderts aber zur Stadt nicht gehörten. Es ist das heutige Stadtviertel Žižkov, wo damals Weinberge waren. Von den damaligen Dörfern, die heute Prager Stadtviertel sind, werden in dem Roman Podolí, Michle, Libeň, Troja, Bubeneč und Holešovice erwähnt.

In allen Romanen von Alois Jirásek wird Prag in historischen und politischen Kontexten literarisiert, was ein realistisches Bild der Stadt entstehen lässt. Der Wirklichkeitsnähe der Raumgestaltung entspricht, dass man in Jiráseks Romanen keine synthetisierten Räume findet.

Zu fragen bliebe allerdings, inwieweit zum Beispiel die Lokalisierung der Wohnungen der Romanfiguren mit der Realität übereinstimmt.

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Literarische Innerschweiz (Film) http://www.literaturatlas.eu/2012/03/13/the-literary-central-switzerland-a-cinematic-approach/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/13/the-literary-central-switzerland-a-cinematic-approach/#comments Tue, 13 Mar 2012 16:43:04 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=1309 Literarische Innerschweiz – eine filmische Annäherung

von Claudia Schmid (2011)

“Die Vierwaldstättersee-Gotthard-Region ist zweifellos eine der am dichtesten beschriebenen Literaturlandschaften Europas.”

Barbara Piatti, Literaturwissenschaftlerin

Die spektakuläre Landschaft der Vierwaldstättersee-Region mit ihren Tälern und Berggipfeln hat literarische Spuren hinterlassen. Namhafte Autorinnen und Autoren der Weltliteratur sowie zahlreiche lokal verankerte Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben sich schreibend mit der Region befasst. Der Dokumentarfilm führt auf eine faszinierende Reise durch Innerschweizer Landschaften und Buchseiten. Er stellt eine Auswahl historischer und aktueller Autorenpersönlichkeiten vor. Stimmige Textzitate lassen eintauchen in vergangene und visionäre Gedankenwelten und machen Lust auf eigene Lese-Entdeckungen.


Literarische Innerschweiz – eine filmische Annäherung uploaded by anneka reuschel on Vimeo.


Literarische Innerschweiz, eine filmische Annäherung,
von Claudia Schmid, CH 2011, 82′, Dialekt/Deutsch
(C) Albert Koechlin Stiftung AKS.
Der Film erscheint als Kinofilm und als Beilage des Buches: Ulrich Suter, Die literarische Innerschweiz. Regionen, Porträts mit Leseproben, Literatenverzeichnis. Luzern: Albert Koechlin Stiftung 2011.


Literarische Innerschweiz Flyer

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Berlin-Literatur und Stadttopographie http://www.literaturatlas.eu/2012/03/12/berlin-literature-before-and-after-the-reunification-from-a-literary-geography-perspective/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/12/berlin-literature-before-and-after-the-reunification-from-a-literary-geography-perspective/#comments Mon, 12 Mar 2012 16:50:37 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=1281 » 'über die Mauer' und das Loch mitten in Berlin. Berlin-Literatur vor und nach der Wende - literaturgeographisch betrachtet«

von Giannina Leonie Widmer (Masterarbeit, Universität Basel 2010), ausgezeichnet mit dem Nachwuchsförderpreis “Schwizerhüsli Basiliensis”

Bemerkung: Die Masterarbeit bezieht sich teilweise auf Kategorien und Konzepte aus dem 'Literarischen Atlas Europas'. Die Studie steht am Ende des Artikels als Download bereit.

Auszüge aus dem Gutachten von Barbara Piatti:

Die vorliegende Arbeit ist literarischen, erzählenden Texten gewidmet, die in Berlin spielen - vor und nach 1989, von der Autorin als 'Mauertexte' und 'Wendetexte' bezeichnet. Der Fokus der Interpretation ist dabei explizit auf Schauplätze und Handlungsräume gerichtet, kurz: auf die räumliche, geographische und topographische Dimension der ausgewählten Literatur. [...]

In ihrer theoretischen Grundlegung bezieht sich die Autorin auf bestehende Konzepte einer neueren Literaturgeographie. Ähnlich wie Piatti (2008) geht die Autorin von einer generell referentiellen und deshalb beschreib- und deutbaren Beziehung zwischen Real- oder Georäumen und Texträumen aus:

'Die Ausgangsthese lautet dementsprechend, dass der je zeitspezifische Georaum den Metaraum massgeblich organisiert.' (S. 4).

Kartiert werden vier Beispiele deutscher Erzählliteratur, für deren Wahl plausible Gründe genannt werden. Bereits in der Beschreibung des Vorgehens stellt die Autorin ihren ebenso kritischen wie kreativen Geist unter Beweis:

'Die Kartierungsexperimente zeigen nicht zuletzt auf, wo literaturgeographische Kategoriebegriffe überdacht oder differenziert werden müssten, um den einzelnen Erzählwerken gerecht zu werden.' (S. 6).

Besonders eindrücklich sind die selbst konzipierten literaturgeographischen Karten, die mit den Interpretationen aufs Engste verknüpft sind und damit den Anspruch erfüllen, tatsächlich Analyseinstrumente zu sein und nicht bloss Illustrationen. In diesem Zusammenhang ist der pragmatische Entscheid der Autorin zu loben, die Karten in einer handgezeichneten, skizzenhaften, aber gerade deswegen sehr charmanten Form zu belassen [...].

Stellvertretend seien hier zwei Analysen kurz referiert:

Für Uwe Johnsons Zwei Ansichten (1965) arbeitet die Autorin heraus, dass die Figurenräume von Protagonist und Protagonistin, B. und D., voneinander geschieden sind und keinerlei Überschneidungen aufweisen (S. 19). Zudem scheint sich der Roman 'einer präzisen Kartierung geradezu zu entziehen' (S. 20). Auch die Ausführungen zum Henriettenplatz, einem Hauptschauplatz, werden stringent formuliert. Bei ihm liegt 'keine aktuell-realreferente Beschriftung vor. Entweder handelt es sich um einen fingierten oder aber um einen transformierten Ort, der zum Zweck der Verschleierung umbenannt wurde.' (S. 32). Diese Beobachtung passt hervorragend zur Logik des Textes, denn diese Transformation/Verschiebung/Umbe-nennung ist als gewollte Chiffrierung lesbar: Am Henriettenplatz liegt das Büro der Fluchthilfegruppe, das so buchstäblich getarnt wird:

'Die Strategie des Verdeckens, die sich in indirekten Referentialisierungen, vor allem aber im transformierten Hauptschauplatz äussert, ist die adäquate Form für diese Fluchtgeschichte.' (S. 36).

Bei einem anderen Raummotiv, der Ost-West-Grenze wünscht sich die Verfasserin eine Erweiterung des Kategoriensets: B. passiert die Grenze oft in einem tranceähnlichen Zustand, 'so dass die Grenzzone auch hier deutlich projektive Züge annimmt.' (S. 30). 'Es zeigt sich an dieser Stelle auf jeden Fall noch einmal, dass figurenspezifische Einstellung und Wahrnehmung einer Raumeinheit von Bedeutung sind und es wichtig wäre, diese kartographisch zu erfassen bzw. zum Ausdruck bringen zu können.' (ebd.).

Gerade an dieser Interpretation zeigt sich auch, dass die Autorin niemals Gefahr läuft, sich in die einmal gewählte Methode zu verstricken: So verzichtet sie auf ein mühevolles und zum vornherein unmögliches Abgleichen mit dem Georaum im Einzelnen:

'Wenn an dieser Stelle auf eine detektivische Recherche zum Zwecke endgültiger Bestimmung dieser Orte verzichtet wird, dann deshalb, weil ein solches Unterfangen wohl kaum zusätzlich Aufschluss über die Organisation des Handlungsraums gäbe, als durch die Problematisierung des Prinzips indirekter Referentialisierung ohnehin deutlich geworden ist.' (S. 22).

Vielmehr hält die Autorin fest, dass sich schwer lokalisierbare Orte und verdeckte Lagebeschreibungen gegen Ende des Textes, 'wenn sich die Hinweise auf die Flucht der D. verdichten' (S. 22), häufen: Die im Text entfaltete Geographie korreliert also deutlich mit dem inhaltlichen Geschehen.

Bei der Analyse von Peter Scheiders Der Mauerspringer (1982) richtet die Autorin ihr Augenmerk u.a. auf das Verhältnis von Rahmen- und Binnenhandlung(en). Entgegen dem bestehenden literaturgeographischen Kategoriensystem deutet die Verfasserin die Orte der Binnenerzählungen nicht als projizierte Orte (= Orte, die in der Vorstellung des Rahmenerzählers aufgerufen/evoziert werden). Sie scheinen ihr (und dies zu Recht) als Schauplätze und Handlungszonen klassifizierbar zu sein, denn sie nehmen insgesamt mehr Raum ein als die Rahmenhandlung und sind zudem 'entschieden handlungs- und spannungsreicher' (S. 41). Die Autorin schlägt überdies vor, auf der Binnenebene wiederum zwischen 'Orten mit Schauplatz-charakter und projizierten Orten' (S. 41) zu differenzieren. Sie entscheidet sich schliesslich für zwei getrennte Darstellungen in Form zweier Karten die sich miteinander vergleichen lassen (Karte 2a und 2b):

'Hinsichtlich der fokussierten Handlungsräume erweisen sich Rahmen- und Binnenhandlungs-raum als weitgehend deckungsgleich.' (S. 42).

Karte 2a: Peter Schneider Der Mauerspringer (1982) Rahmenhandlungsebene - Karte: Giannina Widmer

Karte 2a: Peter Schneider Der Mauerspringer (1982) Rahmenhandlungsebene - Karte: Giannina Widmer

Karte 2b: Peter Schneider Der Mauerspringer (1982) Binnenhandlungsebene - Karte: Giannina Widmer

Karte 2b: Peter Schneider Der Mauerspringer (1982) Binnenhandlungsebene - Karte: Giannina Widmer

Des weiteren hält die Verfasserin fest, dass Schneider zahlreiche Toponyme zur Modellierung seines Handlungsraums einsetzt - eines Handlungsraums, der an keiner Stelle vom Georaum abweicht, ganz im Unterschied zum zuvor besprochenen Text von Uwe Johnson.

Im Sinne eines Ausblicks auf die Möglichkeiten quantitativ-statistischer Untersuchungen widmet sich die Autorin abschliessend einem erweiterten Textcorpus von insgesamt 16 Mauer- und Wendetexten. Dabei geschieht die Kartierung 'unter vergleichendem Blickwinkel im Bewusstsein, dass eine andere Textauswahl unter Umständen andere Kartenbilder ergeben hätte.' (S. 82). Die Textgruppen werden hinsichtlich zweier Aspekte untersucht, die bereits in den Einzeltextanalysen als Strukturmerkmale aufgetaucht sind: Subterrane Örtlichkeiten und Transformationen/Remodellierungen des Georaums. Dabei gelingt es der Autorin, die einzelnen Lektüren nun in griffige Gesamtschauen münden zu lassen:

'Ist in den Mauertexten eine Bewegungstendenz nach oben festzustellen, so dringen die Figuren der beiden diskutierten Wenderomane nach unten, in verborgene Schichten (vor)' (S. 90)

- und zwar im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinne. Das Kartenbild 5 macht deutlich, dass die subterrane Dimension überwiegend von den Wendetexten eröffnet wird, wobei es vor allem die U-Bahn-Linien sind, 'die zu Orten des Geschehens werden.' (S. 92). Auch hält die Autorin fest, dass 'nur wenige unterirdische Schauplätze punktgenau verortet werden, vielmehr tritt das Subterrane an sich als Raum in Erscheinung, der mit der Grenze eng verknüpft ist.' (S. 95).

Karte 5: Subterrane Schauplätze und Handlungszonen - Karte: Giannina Widmer

Karte 5: Subterrane Schauplätze und Handlungszonen - Karte: Giannina Widmer

Auch für das Themenfeld Transformation und Remodellierung kann die Autorin mit überraschenden und neuen Einsichten aufwarten:

'Eine Erfassung der in den 16 ausgewählten Texten auftretenden Remodellierungen des Georaums (Karte 6) führt überdeutlich vor Augen, wie stark die Stadttopographie Berlins ist. Topographische Abweichungen und Modifikationen innerhalb des Realraums sind nur ganz vereinzelt auszumachen, und zwar allesamt nach der Wende. Zwei der drei Fälle von Transformationen betreffen dabei in der Tat den Potsdamer Platz.' (S. 97).

Karte 6: Remodellierung des Georaums - Giannina Widmer, Basel

Karte 6: Remodellierung des Georaums - Giannina Widmer, Basel

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Dichtebestimmung literarischer Räume http://www.literaturatlas.eu/2012/03/03/improved-density-estimation-for-the-visualisation-of-literary-spaces/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/03/improved-density-estimation-for-the-visualisation-of-literary-spaces/#comments Sat, 03 Mar 2012 11:11:07 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=188 Hans Rudolf Bär
Verbesserte Dichtebestimmung für die Visualisierung räumlicher Ungenauigkeit in Fiktionen (Originaltitel: Improved Density Estimation for the Visualisation of Literary Spaces)

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Abstract: The elements that constitute the literary space can mainly be described by categories such as settings, zones where actions take place and routes along which characters move. Apart from the presentation of the specific locations and spatial distribution of literary places, we are also interested in the spatial pattern such places form, the boundaries that separate the literarily populated from the void regions and the varying density of the literary space. From a GIS point of view, the elements of the literary space correspond to point, line and area data types. However, the established method used to calculate the spatially varying density - the method of density estimation - is restricted to point data only. In this paper, we will present an improved method that is able to estimate the density regardless of the underlying data type. Our approach aims at adopting the typically radially symmetric kernel function to approximate also linear and areal features. We claim that this method treats point, line and area data in a consistent way by taking equivalent density contributions into account. The different steps of the improved method can visually be examined by the accompanying map examples.

Baer, Hans Rudolf (2011), Hurni, Lorenz: »Improved Density Estimation for the Visualisation of Literary Spaces« In: The Cartographic Journal, Special Issue Cartographies of Fictional Worlds, 48.4 (2011), S. 309-316. → Download

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Nordfriesland - Der Raum als Akteur http://www.literaturatlas.eu/2012/02/16/northern-frisia-space-as-actor/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/16/northern-frisia-space-as-actor/#comments Thu, 16 Feb 2012 15:05:20 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=796 Nordfriesland - Der Raum als Akteur

von Kathrin Winkler

In der Literaturgeographie geht es immer auch darum, den Schauplatz (oder projizierten Ort) in seiner Funktion für den Text zu benennen. Hierfür steht beispielsweise die Kategorie der protagonistisch-physischen Raumfunktion zur Verfügung. Diese Kategorie erfasst den Raum als Akteur, der in den Verlauf der Handlung eingreift. Wie kann man sich ein solches ‘Handeln’ des Raumes vorstellen?

Abb. 1: Einzelobjektdarstellung: Schauplaetze und Projizierte Raeume mit protagonistisch-physischen Qualitaeten, Modellregion Nordfriesland

Abb. 1: Einzelobjektdarstellung: Schauplätze und Projizierte Räume mit protagonistisch-physischen Qualitäten, Modellregion Nordfriesland

Im Falle der Modellregion Nordfriesland-Dithmarschen ist es zumeist die Nordsee, die Einfluss auf die Fabel nimmt. Das stete Handlungspotenzial des Raumes in Form von möglichen Naturkatastrophen (Sturmfluten, Überschwemmungen, etc.) bildet in vielen Texten die thematische Kulisse für die Handlung (Abb. 1): Wenn in Storms Schimmelreiter der Grossteil der Handlung nicht nur auf dem Deich spielt, sondern auch den Deichbau zum zentralen Thema hat, dann ist der aufgerufene Raum in seiner Spezifik als Subregion ‘Küste’ mehr als bloss kulissenhaft. Das Personal der Erzählung rechnet mit einem Eingreifen der Natur und richtet seine Handlungen danach aus. Die ständige Auseinandersetzung mit der Nordsee prägt den Textraum, wirkt identitätsstiftend: Das Selbstverständnis der Figuren basiert häufig auf ihrer Widerstandsfähigkeit angesichts der Natur. Die beschriebene Lebensweise ist stark vom Raum in seiner Spezifik abhängig und die Menschen sind immer auf mögliche ‘Übergriffe’ des Meeres vorbereitet: »Hie und da begann man schon vor Haustüren und Kellerfenstern die hölzernen Schotten einzulassen, zwischen deren doppelte Wände dann der Dünger eingestampft wurde, der schon seit Wochen auf allen Vorstrassen lagerte.« (Theodor Storm, Carsten Curator)

Aus einer solchen thematischen Kulisse kann im Laufe der Erzählung eine protagonistisch-physische Raumfunktion werden, so im Schimmelreiter: Eine Sturmflut lässt den Deich brechen und initiiert die finale Katastrophe. In diesem Moment wird die Nordsee personifiziert, sie greift als Handelnde in das Geschehen ein (Abb. 2).

Wenn der Raum in den bearbeiteten Texten in Aktion tritt, wird er als Gegenspieler des Menschen inszeniert. Das Nebeneinander von Land und Wasser provoziert eine Konfrontation von Mensch und Natur; der Küstenverlauf schreibt zwar vermeintlich den Grenzverlauf der Bereiche fest, doch diese Grenze ist hart umkämpft. Der Mensch ringt dem Meer Land ab, das Meer nimmt es sich zurück: Der von Hauke Haien eingedeichte Koog wird schlussendlich vom Wasser ‘zurückerobert’. Liliencron benennt die See als Kontrahenten, wenn er im Titel seiner Erzählung das Meer als direkten Gegenspieler auch be-nennt im wörtlichen Sinne (Der Blanke Hans). Auch auf Textebene wird das Meer anthropomorphisiert, wenn Cäcilie denkt: »Wie das Wasser über die Deiche spritzt, als könnt es die Zeit nicht erwarten vor Ungeduld, den neuen Besitz in sich aufzunehmen…«. Wenn der Raum als Akteur in Erscheinung tritt, ist auch die Funktion dieses Handlungsmotivs von Interesse. Gibt es hier Übereinstimmungen zwischen den untersuchten Texten, in denen der Raum eine protagonistisch-physische Qualität aufweist? Dazu zwei Gedanken: In Storms Carsten Curator und Liliencrons Der Blanke Hans ist eine Parallelführung von Natur- und persönlicher Katastrophe auffällig. Die Figur Carsten Curator in Storms Text muss Schritt für Schritt einsehen, dass er seinem verantwortungslosen Sohn Heinrich, alkoholkrank und bankrott, nicht mehr helfen kann. Dieser Erkenntnisprozess ist parallel zur herannahenden Sturmflut erzählt. Auf dem Höhepunkt des Unwetters fallen Vater-Sohn-Konflikt und Überflutung der Husumer Innenstadt zusammen. Analog zur doppelten Lesbarkeit der Sturmflut im Carsten Curator funktioniert die Sturmflut in Der Blanke Hans: Hier ist es das Thema der unerfüllten bzw. unerwiderten Liebe, deren zunehmende Spannung und Tragik in der aufkommenden Sturmflut gespiegelt sind. In zwei anderen Texten fordert der handelnde Raum den Protagonisten geradezu heraus: Greggert Meinstorff in Liliencrons gleichnamiger Novelle und Storms Hauke Haien stürzen sich am persönlich wahrgenommenen Tiefpunkt ihrer Existenz in die Fluten und kommen darin um. Beide Aktionen sind nicht geplant; erst in direkter Konfrontation mit der Erhabenheit der Natur lassen sie sich vom Innen und Aussen überwältigen. Die Protagonisten sehen sich beim Anblick der wütenden See quasi zum Handeln gezwungen - im Sinne eines potenzierten:space calls for action.

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Modellregion Nordfriesland http://www.literaturatlas.eu/2012/02/16/northern-frisa-a-literary-geographical-observation/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/16/northern-frisa-a-literary-geographical-observation/#comments Thu, 16 Feb 2012 14:46:49 +0000 literaturatlas http://latlas.ikgserve.ch/?p=778 Das Profil einer Modellregion - Nordfriesland literaturgeographisch betrachtet

Kathrin Winkler und Kim Seifert

Arbeitsweise

Wo spielt dieser Text? Bei der literaturgeographischen Beschäftigung mit den Texten, deren Handlung sich in der Region Nordfriesland/Dithmarschen abspielt, erhält der Leser auf diese Frage zumeist eher vage Antworten:

»Im hohen Norden«, »bei den Friesen«, »wo die Möwen über’m Wasser kreisen« und »die Nordsee an den Deichen rüttelt« spielt sich die Handlung ab.

Mit diesen Beschreibungen wird die Region als Ganze in ihrer Spezifik aufgerufen; als solche ist sie thematische Kulisse, nicht austauschbar, der fiktionale Raum ist in seiner Einzigartigkeit benannt.
Wenn die genaue Verortung auch auf den ersten Blick unklar erscheint, so steht eines zumindest schnell fest: dass sich die Handlung an der schleswig-holsteinischen Westküste abspielt.

Wer aber die Schauplätze genauer bezeichnen und auch verzeichnen möchte, wie unser Projekt es sich zur Aufgabe gemacht hat, stösst beim näheren Hinsehen auf Probleme, die allein mit Informationen aus dem Text nicht zu lösen sind. Es werden kaum Toponyme verwendet, die die Schauplätze zweifelsfrei verorten würden. Die Geschichte ereignet sich in »einer Stadt«, schreibt beispielsweise Theodor Storm, Schauplatz der Geschehnisse ist »die Marsch«, lesen wir bei Groth. Die Orte sind grösstenteils unbenannt und zwingen den literaturgeographisch Interessierten, andere Quellen als den Primärtext hinzuzuziehen.

Gerade bei einem gut erforschten Autor wie Theodor Storm lässt sich eine Fülle an Sekundärliteratur finden, die Aufschluss über die realen Vorbilder der fiktionalen Örtlichkeiten geben kann. Aus Storms Biographie lässt sich bereits erkennen, dass viele ihm vertraute Orte Eingang in sein Werk gefunden haben. Das in der Forschungsliteratur so bezeichnete »Urgrossvaterhaus« in Husum an der Ecke Schiffsbrücke/Twiete beschreibt Storm in vielen Novellen bis ins massstabsgetreue Einrichtungsdetail, so unter anderem in der Novelle »Carsten Curator« (1878). Aus Briefwechseln mit Verleger und Freunden wird deutlich, dass manchmal ganze Handlungsstränge auf realen Ereignissen beruhen: Die Söhne des Senators aus der gleichnamigen Novelle (1881) hat es ‘wirklich’ gegeben. Der Streit ereignete sich zwischen den Söhnen von Storms Ur-Urgrossvater, dem Bürgermeister Simon Woldsen in Husum. Wie in der Familienchronik der Woldsens nachzulesen ist, spielte sich der historische Streit in der Hohlen Gasse ab, die so als Vorlage für die Schauplätze der Novelle benannt werden kann.

Manchmal können derartige Zusatzinformationen zum Text aber auch irreführend sein: So hat sich die Geschichte des Protagonisten Hinrich Fehse in »Draussen im Heidedorf« (1873) während Storms Amtszeit als Landvogt zwar so zugetragen und der Text selbst legt nahe, dass die Handlung aller Wahrscheinlichkeit nach in Ostenfeld spielt. Doch die reale Vorlage ereignete sich in Rantrum, einem kleinen Ort südöstlich von Husum, der als Schauplatz ausscheidet, da das »Wilde Moor«, in dem sich der Protagonist das Leben nimmt, weiter östlich zwischen Schwabstedt und Winnert liegt.

Auch andere Autoren bleiben bei der Verortung ihrer Handlungsstränge uneindeutig. Liliencron nennt in keinem Text das Toponym »Pellworm«, sondern entscheidet sich stattdessen für die abfällige Bezeichnung »Schmeerhörn« - heute der Name eines Ortsteils von Pellworm. Erst wenn man Sekundärliteratur hinzuzieht oder anderen Hinweisen im Text (beispielsweise Strassennamen, Hinweise auf Nachbarinseln) folgt, lässt sich Pellworm als Handlungsort ausmachen.

So weit, so uneindeutig. Ab hier wird eine noch genauere Verortung der Schauplätze erst dann möglich, wenn Hintergrundinformationen ganz abseits von Autor und Text recherchiert werden. Für eine Bearbeitung der Pellworm-Novellen ist es unumgänglich zu wissen, dass ein Teil der Insel erst 1939 neu eingedeicht wurde; die Erzählungen spielen jedoch allesamt Ende des 19. Jahrhunderts. Erst vor dem Hintergrund dieser Veränderung der Ausdehnung der Insel ist es möglich zu beurteilen, von welchem Deich aus die Figuren aufs Meer blicken.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Schauplätze und projizierten Räume sind meist unbenannt oder verschleiert; sie sind dann nur indirekt referenzialisierbar, das heisst, nur unter Hinzuziehung von historischen und biographischen Kontextinformationen wird eine präzise oder zumindest zonale Verortung möglich.

Interpretationsansätze

Was also kann man auf den Karten sehen? Welches Bild ergibt sich nach der literaturgeographischen Analyse der bisher bearbeiteten Texte?
Hier gilt es zunächst einiges festzuhalten: Auffällig ist, dass die meisten Schauplätze und projizierten Räume innerhalb eines Textes importiert sind und sehr eng beieinander liegen.

Die Handlung spielt sich meist in wenigen Häusern oder ein bis zwei Dörfern ab, wobei sich die einzelnen Orte kaum voneinander unterscheiden.

Es wird also textintern selten eine qualitative Änderung der Raumkonstruktion über einen Schauplatzwechsel vorgenommen. Der Handlungsraum eines Textes konzentriert sich auf eine bestimmte, eng gefasste Umgebung, die Raumattribute des Gesamttextes sind zumeist mit denen der Einzelschauplätze deckungsgleich. Zudem sind die Wegstrecken, die zwischen den einzelnen Schauplätzen zurückgelegt werden, selten als handlungsrelevant inszeniert. Wenn überhaupt erwähnt wird, wie die Figuren von einem Ort zum anderen gelangen, so hat der Weg zumeist keinen Schauplatzcharakter.

Ausserdem ist zu bemerken, dass die Texte eines Autors oftmals in der selben Gegend angesiedelt sind. Fast alle Stormnovellen, die innerhalb der Modellregion zu verorten sind, spielen in Husum (siehe Abb. 1 links), Groth bleibt mit seinen Figuren in Dithmarschen, Jensen bewegt sich nicht aus der Wiedinger Harde und Liliencron schreibt entweder über Pellworm oder Kellinghusen - niemals aber im gleichen Text (Abb. 1 rechts). Offenbar bildet jeder Autor einen kleinen Ausschnitt der Gesamtregion ab, stellt diesen dann in den Texten konzentriert dar und arbeitet die besonderen Eigenheiten der Gegend heraus. Es verwundert nicht, dass die meisten Autoren augenscheinlich diejenige Gegend gewählt haben, die ihnen aus persönlicher Anschauung bestens bekannt ist: Storm kommt aus Husum, Groth aus Heide und Liliencron war einige Zeit Hardesvogt auf Pellworm. So weit so gut. Unterhalb dieser für den jeweiligen Autor geltenden ‘Lieblingsgegend’ aber wird eine Schauplatzbestimmung schwierig. Ein »Haus des reichsten Bauern am Ort« wird sich wohl so ziemlich überall finden lassen und der schöne Hof mit den »weissen Fensterläden« kann auch nicht als ideale Wegbeschreibung gelten. Auf der Schauplatzebene bleibt also weiterhin die Frage nach den Gründen für die fehlende Benennung.

»Keinen Namen hinschreiben - sie wecken Vorurteile.«

Fast wirkt es so, als hätten die Autoren der Modellregion diesen Ausspruch Alfred Kerrs im Kopf gehabt, als sie ihre Texte annähernd toponymfrei verfassten.

Die Tatsache, dass die meisten Schauplätze und Projizierten Räume unbenannt bleiben, kann man eigentlich nur so interpretieren, dass zwischen den einzelnen Orten ein hohes Mass an Austauschbarkeit vorliegt. Die Schauplätze und projizierten Räume tragen daher auch selten das Attribut thematisch kulissenhaft - für den Handlungsraum des Textes ist dies viel häufiger der Fall, da auf der Ebene des gesamten Textes durchaus die Modellregion in ihrer Spezifik aufgerufen wird und diese keineswegs austauschbar ist. Somit werden die Texte erst innerhalb dieser recht groben Verortung, wie wir herausgefunden haben, topographisch unspezifisch; einer regionalen Spezifik steht eine binnenregionale Unspezifik gegenüber.

Häufig wird auch nur ein Teilaspekt der Modellregion aufgerufen, wenn Storm in seinen Husum-Texten die norddeutsche Kleinstadt an der Küste thematisiert oder Groth den Gegensatz von Geest und Marsch in Dithmarschen literarisch fruchtbar macht. Groths Texte lassen keinen Zweifel an ihrer groben geographischen Verortung: Erzähler und Figuren sprechen Dithmarscher Platt. Dadurch ist die Modellregion als topographischer Hintergrund aufgerufen. Vor diesem Hintergrund nimmt Groth eine Unterscheidung in die beiden Landschaftsformen Marsch und Geest vor. In welchem Dorf die Handlung spielt ist offensichtlich irrelevant, solange man weiss, ob es sich um ein Geest- oder Marschdorf handelt. Anders gesagt: Die Schauplätze und projizierten Räume sind in ihrer räumlichen Textfunktion austauschbar, solange sie sich in die grössere topographische Einheit Dithmarschen einordnen lassen.

Je mehr unterschiedliche Texte in den Blick genommen werden, desto deutlicher tritt hervor, dass sich die Modellregion in einzelne Teilgebiete auffächert. Die Einheit Nordfriesland/Dithmarschen lässt sich so in bestimmte Subregionen aufteilen, die deutlich voneinander unterschiedene geographische Besonderheiten aufweisen: Geest, Marsch, Heidelandschaft, Halligen, etc. Diese Einheiten werden in ihrer Qualität als Teil der Modellregion und als Subregion mit ihren jeweiligen spezifischen Eigenschaften aufgerufen.

Perspektiven

In anderen Worten: Die Texte lassen keinen Zweifel daran, dass die Region als thematische Kulisse entscheidender ist als binnenregionale Exaktheit. Die beschriebenen Ergebnisse beziehen sich allerdings bisher auf Autoren, die aus der Modellregion stammen oder dort gelebt haben, ihre Schauplätze also aus persönlicher Anschauung kennen. Für die Zukunft wäre also interessant zu erforschen, wie andere Autoren die Region beschreiben. Schon bei Hans Christian Andersens Text »Die zwei Baronessen« hat sich gezeigt, dass für diesen die oben beschriebenen Erkenntnisse nicht zutreffen: Hier begegnet der Leser einer Flut von Toponymen (Abb. 4:3). Verhält es sich mit anderen Texten zu- oder durchgereister Autoren ähnlich? In einem nächsten Schritt wäre es zudem vielversprechend, die Unterschiede zwischen den festgestellten Subregionen näher zu analysieren. Wie unterscheiden sich die Handlungsräume in Inseltexten von Erzählungen, die im Binnenland spielen? Fordert eine bestimmte Subregion eine bestimmte Raumdarstellung?

Abb. 2: Einzeltextkarte: Hans Christian Andersen: »Die zwei Baronessen«

Abb. 2: Einzeltextkarte: Hans Christian Andersen: »Die zwei Baronessen«

Hierzu würde es sich anbieten, Texte aus bestimmten Subregionen einander gegenüber zu stellen; während sich also die Textauswahl in der ersten Projektphase zunächst an Autoren orientiert hat, könnte man in einem zweiten Schritt den Fokus auf die einzelnen Teilgebiete richten. Daran anschliessend wird zu fragen sein, ob es Regionen gibt, über die niemand (oder niemand mehr) schreibt. Erst wenn eine erheblich grössere Anzahl bearbeiteter Texte vorliegt, lassen sich hierzu fundierte Vermutungen anstellen. Bisher wurden Texte von Theodor Storm und Zeitgenossen untersucht. Eine diachrone Untersuchung steht bisher noch aus und könnte Aufschluss geben über die Frage, ob sich die Bindung an Subregionen über die Zeit verschiebt. Bestätigt sich die bisherige Vermutung des ‘am Ort-Bleibens’, die Festlegung eines Autors auf eine bestimmte Subregion? Andersherum gefragt: Gewinnt oder verliert eine spezifische Subregion zu einem Zeitpunkt an literarischer Aktualität?

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